Vorwort

Warum Koreanisch?

Warum sollten Sie ausgerechnet Koreanisch lernen? Dafür gibt es eine Reihe von guten Gründen:

  1. Koreanisch ist cool.

  2. Die koreanische Schrift sieht ungeheuer kompliziert aus und ist viel unterhaltsamer als ein Kreuzworträtsel.

  3. In Korea leben viele nette Menschen, die weder Deutsch noch Englisch sprechen.

  4. Korea ist ein Hightech-Wunderland. Die technische Ausstattung eines koreanischen Schülers entspricht in etwa der eines deutschen Ingenieurs.

  5. Korea liegt am Meer und am Meer ist es bekanntlich am schönsten.

  6. Es gibt auch Berge in Korea. Sogar Berge mit Blick aufs Meer.

Warum ist Sprachen-Lernen so schwer?

Die meisten Sprachen besitzen einen Grundwortschatz von etwa 1000 Wörtern, das heißt, mit 1000 Wörtern kommen Sie im Alltag ganz gut zurecht. Die Kunstsprache toki pona kommt mit nur 120 Wörtern aus.

Das klingt einfach. Wenn Sie nur 10 Vokabeln pro Tag lernen, beherrschen Sie nach drei Monaten an die 900 Wörter. Dazu ein paar Grammatikregeln und fertig!

Wer es schon einmal versucht hat, weiß, dass es so nicht funktioniert. Ursache dafür ist das menschliche Gedächtnis, das eigentlich Vergissnis heißen sollte. Die Ebbinghaussche Vergessenskurve zeigt, wie schnell Gelerntes wieder vergessen wird.

Ebbinghaussche Vergessenskurve

Die Ebbinghaussche Vergessenskurve zeigt die Menge von Erinnerungen in Abhängigkeit von der Zeit. Nach einer Woche verbleiben nur 20% des Gelernten im Gedächtnis.

Wenn wir etwas völlig Neues lernen, haben wir nach nur einem Tag bereits 2/3 wieder vergessen. Nach einer Woche verbleiben nur noch 20% im Gedächtnis. Nicht das Lernen ist das Problem, sondern das Behalten.

Sagte ich, das Lernen sei kein Problem? Das war vielleicht ein wenig zu optimistisch. Dummerweise gibt es da ein kleines Hindernis namens Kurzzeitgedächtnis. Bevor etwas im Langzeitgedächtnis haften bleibt, muss es nämlich erst einmal ins Kurzzeitgedächtnis, und das ist ziemlich klein. Mickrige sieben Informationseinheiten fasst es.

Was eine Informationseinheit ist, kann von Fall zu Fall verschieden sein. Wenn wir einen Buchstabensalat vorgesetzt bekommen, können wir uns nur etwa sieben Buchstaben merken, wenn es sich aber um sinnvolle Worte handelt, erhöht sich die Kurzzeitkapazität auf immerhin sieben Worte (Tusch).

Hmm ... viel ist das eigentlich nicht. Und genau deshalb ist das Lernen von Sprachen so schwer.

Warum Sushi-Koreanisch?

Die meisten Sprachkurse gleichen einem großen fetten schwer verdaulichen Schweinebraten. Sie sitzen davor und fragen sich, wie Sie die schiere Menge je bewältigen sollen. Ein aufmerksamer Kellner bemerkt Ihre Not und bringt Ihnen ein größeres Besteck. Gutwillig machen Sie sich ans Werk, mühen sich einige Stunden ab und können danach für eine Woche keinen Schweinebraten mehr sehen.

Sushi-Koreanisch ist anders. Hier werden kleine appetitliche Häppchen serviert, die Sie unbeschwert genießen können. Und weil Sie davon keine Bauchschmerzen bekommen, genießen Sie einfach täglich ein paar kleine Portionen. Die Kernpunkte von Sushi-Koreanisch sind:

  1. Lernen in kleinen Portionen, die vom Gedächtnis leicht aufgenommen werden können.

  2. Häufiges Lernen, damit der Lernstoff sich nicht wieder aus dem Gedächtnis verflüchtigt.

  3. Ständige Anwendung des bereits Gelernten. Das festigt die Sprachkenntnisse und gibt Erfolgserlebnisse.

  4. Häufig gebrauchte Redewendungen und Vokabeln werden frühzeitig vermittelt, um eine schnelle Gebrauchstauglichkeit zu gewährleisten.

  5. Lernen mit Spaß!

Zielgruppe und Lernziele

Sushi-Koreanisch richtet sich an Menschen, die sich für die koreanische Sprache interessieren, besonders an diejenigen, die keinerlei Vorkenntnisse besitzen.

Der Kurs versteht sich eindeutig als erster Kontakt mit der Sprache und als Basis für weiterführendes Lernen. Dementsprechend sind auch die Lernziele. Es geht hier nicht darum, perfektes Schriftkoreanisch zu vermitteln, sondern einfache Grundlagen, auf denen aufgebaut werden kann und mit denen ein bisschen Smalltalk möglich ist.

Anmerkungen zum Kurs

  1. Wie bei vielen Sprachkursen ist die Sprache in diesem Kurs vereinfacht.

    Menschliche Sprache ist extrem komplex. Es ist sinnvoll, zuerst einfache Dinge zu lernen und später die komplizierten. Ein Sprachkurs sollte also mit wenigen Vokabeln und einfachen Regeln beginnen (Ausnahme: Die zu lernende Sprache und die Muttersprache sind sich sehr ähnlich). Das führt zu einer vereinfachten Sprache, die für Muttersprachler etwas seltsam klingen mag.

    Es ist wie bei komplexen Sportarten, wo zuerst die Grundtechniken erlernt werden. Diese Grundtechniken sind in der Anwendung eher beschränkt, aber ohne sie kommt man nicht weiter.

    Ein Sprachkurs sollte also als Fundament für weiteres Lernen betrachtet werden. Niemand darf sich der Illusion hingeben, man könne mit einigen hundert Vokabeln und grundlegenden Grammatikregeln die Wortgewandtheit eines Muttersprachlers erreichen.

  2. Grammatikregeln sollten als Leitsätze oder Richtlinien angesehen werden, nicht als feststehende Gesetze.

    Jede Sprache besitzt normalerweise wenige grammatikalische Grundregeln und eine Vielzahl von Ausnahmen und Sonderregeln. Es ist nicht wichtig, sie alle zu kennen. Es ist wichtig, sie zu können. Und das lernt man am besten durch Übung. Kein Muttersprachler denkt beim Sprechen über Grammatikregeln nach.

    Auch das ist wie beim Sport. Man kann tausende Bücher über eine Sportart lesen, aber trainieren muss man schon selbst.

    Deshalb werden in diesem Kurs nicht alle Grammatikregeln erklärt. Ich fürchte, das würde nur dazu führen, dass die Nutzer im Kopf mit Grammatikregeln jonglieren, anstatt die Sprache einfach zu sprechen. Sicher, dann macht man Fehler und vieles kommt erst mit der Zeit, aber das Gehirn lernt am besten durch Beispiele und Übung.

  3. Variationen in der Rechtschreibung einzelner Wörter sind meistens keine Fehler, sondern entsprechen dem koreanischen Sprachgebrauch.

    Die koreanische Rechtschreibung erlaubt viele Freiheiten. Manchmal gibt es verschiedene Schreibweisen für ein Wort, oft wird massiv abgekürzt. Und Leerzeichen sind zwar üblich, werden aber auch immer wieder gerne weggelassen.

    In diesem Kurs werden deshalb die Schreibweisen variiert, um die Nutzer an den Sprachgebrauch zu gewöhnen.

Lob und Kritik

Sushi-Koreanisch besteht jetzt seit einigen Jahren und hat in dieser Zeit sowohl Lob als auch Kritik hinnehmen müssen. Konstruktive Kritik ist mir stets willkommen und wer einen echten Fehler entdeckt, sollte diesen natürlich melden. Das kommt allen zugute, die ernsthaft Koreanisch lernen wollen.

Meistens ist die Kritik jedoch nicht hilfreich, sondern führt blindlings an den Kurskonzepten vorbei. Typische Kritikpunkte sind:

  1. Das Kurskonzept an sich: Hier wird typischerweise auf die hervorragenden Lernerfolge mit bestimmten Kursen in Korea hingewiesen.

    Tatsächlich ist es wahr, dass Studenten, die mehrere Monate in Korea leben, ganztägig lernen, sich ständig mit anderen austauschen können und permanent ihr Wissen im Alltag anwenden, schneller lernen als deutsche Schüler, die weniger als eine Stunde pro Tag lernen und keinerlei Ansprechpartner haben. Die Qualität des Kurses dürfte unter diesen Lernbedingungen allerdings eher zweitrangig sein.

  2. Die verwendete Sprache: Der Kritikpunkt hier ist, dass sich Sushi-Koreanisch zu sehr an der Alltagssprache orientiert. Besser wäre es, zuerst richtiges Koreanisch zu lernen und nicht die Sprache der jungen Leute.

    Dieser Kritikpunkt hat etwas für sich, auch wenn ihn manche Verwender vielleicht eher als Lob betrachten. Die meisten traditionellen Kurse beginnen mit der sauberen formellen Ausdrucksweise, in der Grammatikstrukturen klarer sichtbar sind als in der Alltagssprache. Ich habe trotzdem die informelle Ausdrucksweise in den Vordergrund gestellt, weil das genau die Form ist, mit der der typische Verwender von Sushi-Koreanisch konfrontiert wird. Damit die Sprachstrukturen für den Schüler trotzdem durchschaubar bleiben, wird in diesem Kurs nicht so aggressiv verkürzt wie es ein echter Koreaner tun würde.

  3. Details zur Ausdrucksweise: Manchmal wird kritisiert, dass sich ein echter Koreaner nicht so ausdrücken würde.

    Das ist korrekt. Für einen Anfängerkurs besteht die Frage aber nicht darin, wie sich ein Muttersprachler mit einem Wortschatz von 20.000 Vokabeln und 1.000 Grammatikregeln ausdrücken würde, sondern wie sich jemand verständlich machen kann, der nur über ein paar hundert Vokabeln und 10 Grammatikregeln verfügt.

    Ein lustiges Detail am Rande: Es wurden mehrfach Ausdrucksweisen kritisiert, bei denen sich später herausstellte, dass selbst Muttersprachler sich nicht einig waren, was denn nun die korrekte Form sei. Diskussionen über solche Feinheiten gehören meiner Meinung nach nicht in einen absoluten Anfängerkurs.

  4. Manche Schüler verwenden diesen Kurs, um während des Unterrichts heimlich Koreanisch zu lernen.

    Ein berechtigter Punkt. Diese Schüler zeigen ein ungewöhnliches Maß an Lernwillen, Leistungsbereitschaft und Eigeninitiative. Gleichzeitig helfen sie dabei, die in Deutschland verbreiteten Vorurteile gegen Koreaner abzubauen und stärken internationale Beziehungen auf menschlicher Ebene. Wie kann man sie belohnen? Ich schlage vor, ihnen eine Reise nach Korea zu finanzieren und sie einige K-Pop-Stars treffen zu lassen, aber ich fürchte, das liegt außerhalb meiner Möglichkeiten ;-)

Auffällig ist, dass die echten Schwachpunkte dieses Kurses nie kritisiert werden. Die Mängel sind im wesentlichen darauf zurückzuführen, dass mir schlichtweg die Zeit fehlt:

  1. Der Kurs ist unvollständig und deckt nicht den Sprachumfang ab, der wünschenswert wäre.

  2. Kein Ton.

  3. Keine Übungen: Es gibt zwar den Vokabeltrainer, aber der allein reicht nicht aus.

  4. Es fehlt weiterführendes Material, mit dem der Anfänger sein Wissen vertiefen kann.

  5. Keine ansprechende Aufmachung: Anfänger beurteilen die Qualität eines Kurses in erster Linie an der Aufmachung. Außerdem verbessert eine wertige Aufmachung die Motivation.

  6. Keine Community, die den Schüler unterstützt und motiviert.

Daneben gab es natürlich auch Lob. Das Lob lässt sich auf einen Kernpunkt reduzieren:

  • Sushi-Koreanisch ist der einzige Kurs, der mir den Zugang zur koreanischen Sprache ermöglicht hat.

Wenn ich mir Kritiker und Befürworter vorstelle, fühle ich mich unmittelbar an eine Situation erinnert, in der sich erfahrene Skispringer und Anfänger gegenüberstehen.

Die erfahrenen Skispringer stehen hoch oben auf ihrer Schanze und belächeln die Anfänger, die sich an der 1-Meter-Übungsrampe abquälen. Dabei rufen sie ihnen zu, sie sollen es doch lieber gleich richtig lernen und ihre Schanze benutzen.

Die Anfänger hingegen sind froh, eine Übungsmöglichkeit zu haben, ohne sich gleich die Knochen zu brechen. Sie wissen, dass sie noch nicht zu Höhenflügen fähig sind und machen nur kleine Sprünge. Dabei fliegen sie nicht weit, aber sie fliegen.

Für alle Kritiker, die es genauer wissen wollen, gehe ich im nächsten Kapitel detailliert auf die Konzepte dieses Kurses ein.