Koreanische Sätze besitzen den Aufbau
Subjekt Objekt Verb
티나가 | 바나나를 | 먹어요 |
Tina | Banane | essen |
Subjekt | Objekt | Verb |
Diese Reihenfolge der Satzteile ist üblich, aber nicht zwingend. Die einzelnen Satzteile werden durch bestimmte Endsilben (Postpositionen) kenntlich gemacht. Im oberen Beispiel sind das 가, 를 und 어요.
Subjekt, Objekt und Verb werden nicht immer benötigt. Die einfachsten Sätze bestehen nur aus einem einzigen Verb.
Die koreanische Satzstellung erscheint auf den ersten Blick recht merkwürdig. Dabei kommt Ähnliches auch häufig im Deutschen vor. Beispiele:
Clara hat einen Liebesbrief geschrieben.
Ich habe Fußball gespielt.
Wir haben einen Film gesehen.
Auch hier steht das Verb immer hinten. Wer jetzt einmal die Schulgrammatik kurz vergisst und deutsche Hilfsverben (hat, habe, haben, wird, war, ist,...) als Anhängsel (Postpositionen) betrachtet, die hinter dem Subjekt stehen, stellt fest, dass sich Deutsch und Koreanisch in dieser Hinsicht gar nicht so sehr unterscheiden. Koreanisch ist sogar etwas einfacher, weil hier nichts gebeugt wird und die einzelnen Anhängsel immer eine klipp und klare Bedeutung haben.
Die Infinitivform (Grundform) eines koreanischen Verbs setzt sich zusammen aus dem Verbstamm und der Endsilbe 다. Beispiel (가다 = gehen):
가다 | = | 가 | + | 다 |
Verb | = | Verbstamm | + | Endsilbe |
Der Verbstamm ist ungeheuer praktisch. Um einen Satz zu bilden, müssen nur diverse Endsilben (Postpositionen) an den Verbstamm angehängt werden. Durch die Endsilben erhält das Verb verschiedene Bedeutungen, beispielsweise gibt es Endsilben für Aussagen, für Fragen, für Befehle und für verschiedene Höflichkeitsformen. Eine Beugung der Verben wie im Deutschen üblich (ich gehe, du gehst, sie gehen) gibt es im Koreanischen glücklicherweise nicht.
Wir beginnen mit einfachen Aussagen in der informellen Höflichkeitsform, die im Alltagskoreanisch weit verbreitet ist.
Postposition | Anwendung |
---|---|
-아요 | nach ㅏ und ㅗ in der Endsilbe des Verbstammes |
-어요 | nach allen anderen Buchstaben in der Endsilbe des Verbstammes |
In vielen Fällen ist es nicht damit getan, ein Anhängsel an den Verbstamm zu kleben. Falls sich die Aussprache abkürzen lässt, tun Koreaner das auch gerne.
Bei Sätzen werden Personalpronomen wie „ich“, „du“, oder „sie“ meistens weggelassen, wenn sich die Bedeutung aus der Situation ergibt.
가다 (ga-da) | gehen |
보다 (bo-da) | sehen / betrachen |
듣다 (tut-da) | hören |
먹다 (mok-da) | essen |
마시다 (ma-schi-da) | trinken |
가요. (ga-jo.) | (Ich) gehe. |
봐요. (boa-jo) | (Ich) sehe. |
들어요. (tu-ro-jo.) | (Ich) höre. (unregelmäßiges Verb) |
먹어요. (mok-o-jo.) | (Ich) esse. |
마셔요. (ma-schjo-jo.) | (Ich) trinke. |
Verben, dessen Verbstamm mit ㄷ endet (듣다) sind unregelmäßig. Wenn eine Silbe angehängt wird, die mit einem Vokal beginnt, verwandelt sich das ㄷ in ein ㄹ (들어요).
Weil es bequem ist, werden oft zwei Silben beim Zusammentreffen zu einer abgekürzt. Streng regelgemäß müßten für sehen und trinken die Wort 보아요 und 마시어요 verwendet werden. Koreaner machen daraus 봐요 und 마셔요, was bei der Aussprache fast genau so klingt wie die langen Formen. 보아요 und 마시어요 sind zwar nicht falsch, werden in der Praxis aber nicht verwendet.
Das Subjekt eines Satzes wird ähnlich wie bei den Verben durch verschiedene Endsilben gekennzeichnet.
Postposition | Anwendung |
---|---|
-가 | nach einem Vokal in der Endsilbe des Subjekts |
-이 | nach einem Konsonanten in der Endsilbe des Subjekts |
남자 | Mann |
여자 | Frau |
친구 | Freund (kann Mann oder Frau sein) |
학생 | Schülerin / Schüler / Studentin / Student |
손님 | Gast |
Wie nicht anders zu erwarten, wird auch das Objekt eines Satzes durch bestimmte Endsilben gekennzeichnet.
Postposition | Anwendung |
---|---|
-를 | nach einem Vokal in der Endsilbe des Objekts |
-을 | nach einem Konsonanten in der Endsilbe des Objekts |
만화 / 만화책 | Manwha, koreanischer Comic / Comicbuch |
음악 | Musik |
밥 | Essen / Reis |
코코아 / 카카오 | Kakao |
주스 | Fruchtsaft |
Eine Besonderheit der koreanischen Sprache ist das Satzthema. Das Satzthema ist für einen Satz so etwas wie die Betreffzeile für einen Brief. Das Thema ist anhand der Endsilben 는 oder 은 zu erkennen.
Das Thema wird benutzt, um auf etwas Bezug zu nehmen, dass bereits vorher im Gespräch erwähnt wurde oder um einen Gegensatz auszudrücken.
Beispiel: 티나는 바나나를 먹어요 kann zwei Bedeutungen haben. Entweder Tina (über die wir schon gesprochen haben) isst eine Banane oder Tina (im Vergleich zu Menschen, die etwas anderes essen) isst eine Banane.
Eigentlich ist das koreanische Satzthema nichts anderes, als ein Gesprächsthema, das nur für einen oder mehrere Sätze gültig ist. Wenn ich innerhalb eines Gesprächs das Thema wechsele oder explizit erwähne, wird das als Einschnitt/Kontrast oder eine besondere Betonung empfunden. Genau so ist es auch im Koreanischen.
Postposition | Anwendung |
---|---|
-는 | nach einem Vokal in der Endsilbe des Themas |
-은 | nach einem Konsonanten in der Endsilbe des Themas |
저 | ich (höfliche Form, die normalerweise benutzt werden sollte) |
나 | ich (unter Freunden, sonst unhöflich) |
우리 | wir / unser |
너 | Du (gegenüber Kindern und Heranwachsenden / unter jüngeren Leuten) |
당신 | Du (unter erwachsenen Freunden, sonst beleidigend) |
저는 클라라입니다. | Ich bin Clara. (formell höflich) |
저는 커피를 마셔요. | Ich trinke Kaffee. |
저는 음악을 들어요. | Ich höre Musik. |
우리는 밥을 먹어요. | Wir essen Reis. |
우리는 만화책을 봐요. | Wir betrachten ein Comic/Comics. |
Personalpronomen wie Ich und Du werden im Koreanischen meistens nicht benutzt, wenn die Bedeutung eines Satzes klar aus der Gesprächssituation hervorgeht. Dass es für verschiedene Höflichkeitsstufen und Satzstellungen unzählige Variationen gibt, macht die Anwendung besonders kompliziert. Das Weglassen ist also eine durchaus pragmatische Lösung. Die folgende Tabelle verdeutlicht die Anwendung der wichtigsten Personalpronomen:
저 | ist die höfliche Form von Ich. |
나 | ist eine vertraute weniger höfliche Form von Ich, die gewöhnlich unter jungen Leuten und gegenüber Niedrigergestellten verwendet wird. |
너 | ist das Du für und unter Jüngeren. |
당신 | ist das Du unter reiferen Personen. Es wird von engen Freunden und Paaren verwendet. |
Insbesondere die Formen von Du (너 und 당신) können schnell unhöflich oder sogar beleidigend wirken. Wer jedoch ein bisschen K-Pop hört oder koreanische Fernsehserien schaut, wird schnell feststellen, dass 나, 너 und 당신 zu den am meisten verwendeten Wörtern gehören.
An vielen Stellen treten Ich und Du als Satzthema auf und bekommen die entsprechenden Anhängsel: 나는, 너는, 당신은. Oft hört man auch die abgekürzten Formen 난 und 넌.