10 Assoziative Namen in der Praxis

Wie Sie wissen, ruft praktisch jeder Name mehr oder minder starke Assoziationen hervor. In diesem Kapitel möchte ich einige der assoziativen Namen vorstellen.

Menschen mit einem stark assoziativen Namen sind der Wirkung ihres Namens besonders ausgesetzt. Die Fallstudien dieser Personen sind daher besonders lehrreich und anschaulich. Viele offenbaren nicht nur die Wirkung, sondern auch Tips und Tricks, wie ein Name optimal zu nutzen ist.

In den meisten Fällen werden die namentlichen Assoziationen durch das gesellschaftliche Umfeld vorgegeben und sind damit für die Betroffenen unveränderbar. Manchmal jedoch entstehen die Assoziationen erst durch das Bekanntwerden eines bis dahin kaum beachteten Namens. Diese Assoziationen sind besonders eng mit dem Träger des Namens verknüpft, was aber nicht immer von Vorteil sein muß.

Der Amerikaner Jock King begründete in den siebziger Jahren mit seinem Buch Run for your life in den Vereinigten Staaten eine neue Modewelle. Das Laufen wurde schnell zum Volkssport Nr. 1. Viele Läufer waren stolz darauf, daß sie wie Jock King liefen. Der etwas schluderige amerikanische Sprachgebrauch machte daraus schnell Jogging. Läufer wurden als Jogger bekannt.

Einem ungeschriebenen Modegesetz folgend, kam das Joggen auch nach Deutschland. Run for your life wurde hier unter dem etwas ungeschickten Titel Renn um Dein Leben, anstatt unter Laufe für Dein Leben veröffentlicht. Die deutschen Dauerläufer, die den Ursprung des Wortes Jogging nicht kannten, fühlten sich durch den Namen Jock King nicht ernst genommen und mieden das Buch. Renn um Dein Leben ist heute nicht mehr im Buchhandel erhältlich.

In diesem Beispiel treffen wir auf zwei interessante Aspekte. Zum einen wurde ein Name, hier durch die Veröffentlichung eines Buches, so bekannt, daß sogar eine Sportart nach ihm benannt wurde, zum anderen weckt derselbe Name in Deutschland aufgrund eines Mißverständnisses nicht mehr die gleichen positiven Assoziationen wie in Amerika.

Kulturelle Unterschiede für die Interpretation eines Namens sind häufig der Grund für das Scheitern von internationalen Geschäften. Der Automobilindustrie sind diese Zusammenhänge seit langem bekannt. Bevor ein neues Auto im Ausland vorgestellt wird, prüfen die Verantwortlichen, ob der Name dort vielleicht ein negatives Image hervorruft. Das ist der Grund, weshalb der gleiche Wagen in verschiedenen Ländern oftmals einen anderen Namen trägt. So ist der VW Golf in den USA als Rabbit bekannt.

Kleinere Firmen und Privatinvestoren sind in Auslandsgeschäften im allgemeinen nicht so erfahren wie die großen. Fruchtbare Geschäftsbeziehungen werden immer wieder durch falsche Namen verhindert.

René Gaté ist ein in Frankreich sehr erfolgreicher Weinhändler. Weil er schon immer eine Vorliebe für die USA hatte, beschloß er sein Geschäft in die Vereinigten Staaten auszudehnen. Aus ihm unbekannten Gründen entwickelte sich sein Ableger in den Staaten jedoch nicht wie geplant. Das Geschäft lief von Anfang an schlecht und schrieb auch nach einem Jahr noch rote Zahlen. René Gaté kam zu dem Schluß, daß Amerikaner schlechte Weinkenner seien, und schloß seine Filiale in Übersee. Erst später erfuhr er zufällig, daß sein Name im englischen Sprachgebrauch zu sehr an Renegade, das bedeutet Abtrünniger, erinnert. Er wagte noch einmal den Sprung nach Amerika und nannte sein neues Geschäft Gaté & Friends. Es wurde ein voller Erfolg.

Für amerikanische Geschäftsleute sind die Namensrisiken im Ausland bei weitem nicht so groß. Amerika hat einen großen Namen. Die Folge davon ist, daß amerikanische Ausdrücke gerne im Ausland übernommen werden und dort als schick gelten. Dieses Gesetz ist besonders in Deutschland im extremen Umfang zu beobachten. Jeans sind beliebter als Nietenhosen, Coca Cola ist besser als Limonade und selbst Kinder spielen lieber mit Video Games als mit Telespielen.

Eine alleinstehende Freundin erzählte mir neulich von ihrem kleinen Sohn. Sie ging mit ihm einen Schulranzen kaufen und hatte einen schönen bunten und kostengünstigen im Auge. Ihr Sohn protestierte heftig. Es wollte einen Scout. Obwohl sie den Unterschied zwischen dem Scout und den anderen Ranzen nicht erkennen konnte, gab sie schließlich dem Drängen ihres Sohnes nach und kaufte den im Vergleich deutlich teureren Scout.

Tatsächlich scheinen amerikanisch klingende Namen auf dem deutschen Markt besonders erfolgreich zu sein. Hier ein paar weitere Beispiele: Jim Beam, Jonny Walker, Phillip Morris. Seit der Öffnung des Ostens gewinnen auch russische Namen in Deutschland an Einfluß. Denken Sie nur an Wodka Gorbatschow. Fast verloren gegen all die ausländischen Namen wirkt dagegen die mutige Ausnahme auf dem deutschen Getränkemarkt: Johannes Quell.

Eine besondere Situation herrscht in der Automobilbranche. Hier konnten sich die amerikanischen Hersteller kaum durchsetzen. Namen wie Chrysler, Plymouth, Buick, Cadillac, Chevrolet, Oldsmobile und Pontiac haben auf dem deutschen Markt kaum ein Chance. Der Grund ist einfach. Diese Namen klingen fremdartig, sind schwer auszusprechen und problematisch in der Rechtschreibung. Amerikanische Hersteller mit einem Namen, der dem deutschen Sprachgebrauch entgegenkommt, sind auch in Deutschland erfolgreich. Den eindrucksvollen Beweis für diese Tatsache liefern die Firmen Ford sowie die General Motors Tochter Opel.

Betrachten wir nun die Namen einiger deutscher Kraftfahrzeughersteller etwas näher: Volkswagen, Bayrische Motorenwerke, Mercedes–Benz, Porsche. Diese Namen sind allesamt, bei streng analytischer Betrachtung, nicht besonders attraktiv. Trotzdem besitzen diese Firmen eine bedeutende Stellung in der Automobilindustrie. Ihre Namen haben für deutsche Ohren einen guten Klang. Nehmen wir als Beispiel die Firma Porsche. Der Name Porsche ruft bei vielen Männern und Frauen einen seltsamen Glanz in den Augen hervor. Kaum ein Mann träumt nicht davon, ein Fahrzeug dieser Marke zu besitzen, sei es um damit anzugeben, seine Aggressionen auf der Autobahn auszuleben, eine oder mehrere Frauen für sich zu gewinnen oder seinem eigenem langweiligen Image etwas mehr Farbe zu verpassen. Schon Kinder reagieren aufgeregt: „Guck mal, ein Porsche!“ Wie konnte es zu dieser Situation kommen?

Der ausgeprägte Drang vieler Porschefahrer nach mehr Individualität wird durch die Firma Porsche schon durch die Tatsache verstärkt, daß der legendäre Typ 911 das Zündschloß auf der linken Seite neben dem Lenkrad besitzt. Es ist viel über die Frage spekuliert worden, warum Porsche gerade diese Position gewählt hat. Heute wird allgemein akzeptiert, daß dieses Konstruktionsmerkmal rein praktische Gründe hat. Ein Porsche–911–Fahrer hält im rechten Arm stets eine attraktive Frau und hat deshalb nur die linke Hand frei. Es gibt aber auch Stimmen, die auf den geschichtlichen Hintergrund hinweisen. Der 911–Schlüssel ist demnach der direkte Nachfolger des Säbels und wird wie dieser auf der linken Seite getragen.

911–Fahrer tragen ihren Zündschlüssel also gewöhnlich in der linken Hosentasche. Wer dieses Detail beachtet, dem fällt es leicht, die in der Öffentlichkeit immer wieder auftretenden stümperhaften Angeber zu entlarven. Diese Menschen spielen gerne vor den Augen anderer mit ihrem Schlüsselbund, den sie aus Imagegründen mit einem Porschewappen versehen haben. Häufig brillieren sie zusätzlich mit (oft falschen) technischen Daten über den 911. Dabei übersehen sie jedoch, daß sie ihren Schlüssel aus der falschen Hosentasche ziehen und in der falschen Hand halten. Probieren Sie einmal, einen Porscheschlüssel mit der rechten Hand in das Zündschloß eines 911 zu stecken. Viel Spaß!

Der Name Porsche besitzt ungefähr die gleiche Attraktivität wie das Wort Dorsch. Machen Sie die Probe aufs Exempel. Lassen Sie in Ihrem Bekanntenkreis doch einmal die Bemerkung fallen, Sie hätten sich einen Dorsch gekauft. Niemand, außer vielleicht einigen Fischliebhabern, wird darauf mit Bewunderung reagieren. Ganz offensichtlich besitzt der Name Porsche eine Bedeutung, die in keinem Verhältnis zum Klang des nackten Wortes steht.

Betrachten wir nun die Entstehung der Assoziationen, die mit dem Namen Porsche verknüpft werden. Der erste Faktor dafür, daß sich der Name Porsche und der anderer deutscher Automobilfirmen durchsetzen konnte, ist sicher der deutsche Nationalstolz. Obwohl die Deutschen nach dem zweiten Weltkrieg nicht genug davon bekommen konnten, amerikanische Begriffe und Lebensarten zu übernehmen (Viele sprechen vom Bubble–Gum– und Rock–’n’–Roll–Effekt.), waren einige Gebiete davon ausgeschlossen. Gerade im technischen Bereich glaubten und glauben viele Deutsche an ihre Überlegenheit. Deutsche Autofirmen hatten deshalb trotz unattraktiver Namen beste Chancen, sich auf dem deutschen Markt durchzusetzen. Des weiteren standen die deutschen Firmen nur bedingt zueinander in Konkurrenz. Volkswagen sprach die breite Masse an, Daimler und BMW suchten ihre Kundschaft in der gehobenen Schicht und Porsche zielte auf sportliche Fahrer. Qualität, made in Germany, Rennerfolge, der Mangel an Konkurrenz im eigenen Land und das Flair, daß Sportwagen allgemein genießen, führten schon bald dazu, daß der Name Porsche sich ein exquisites Image verschaffen konnte. Heute ist der Name Porsche schon zu einem Mythos geworden, und es gibt wohl keinen Deutschen, der bei dem Wort Sportwagen nicht automatisch an Porsche denkt.

Auch bei anderen deutschen Automobilkonzernen ist das Image auf ähnliche Weise wie bei Porsche entstanden. Bei den meisten Menschen stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie es denn möglich war, daß sich japanischen Firmen so stark auf dem deutschen Markt etablieren konnten. Früher habe ich darauf im allgemeinen mit einem bissigen Zitat geantwortet:

„Die Hälfte aller deutschen Autofahrer kauft ihr Auto auf Kredit, die andere Hälfte fährt einen Japaner.“

Dieser Satz ist in dieser Form sicher nicht mehr ganz richtig. Heutzutage werden auch japanische Kraftfahrzeuge auf Kredit gekauft. Ein weiterer Beweis dafür, daß sich die Japaner einen guten Namen gemacht haben. Auch das ist bei näherer Betrachtung leicht verständlich. Das Automobil besitzt in Deutschland ein derartig hohes Prestige, daß der Besitz einer sozialen Pflicht gleicht. Den Japanern kam diese Situation sehr gelegen. Anfangs lockten sie ihre Kunden mit niedrigen Preisen. Die deutschen Käufer machten aus ihrer Geldnot eine Tugend und akzeptierten Namen wie Mitsubishi, Nissan und Subaru.

Es sollte aber nicht übersehen werden, daß der eigentliche Durchbruch japanischer Automobile von so klangvolle Kaffeenamen wie Honda, Mazda und Toyota getragen wurde.

Die Geschichte der Imageentstehung ist sehr lehrreich, wenn man einem Namen ein bestimmtes Image verschaffen will. Diese Technik ist von den Werbeagenturen zu einer großartigen Kunst entwickelt worden, aber auch der normale Mensch kann davon profitieren. Ich werde in einem späteren Kapitel aufzeigen, wie Sie Ihrem Namen ein besseres Image verschaffen können.

Kehren wir zurück zu den Menschen, die Probleme mit ihrem stark assoziativen Namen haben. Gewöhnlich sind die Assoziationen durch die Gesellschaft vorgegeben und die Betroffenen stehen den Auswirkungen ihres Namens mehr oder weniger hilflos gegenüber. Oft werden diese Assoziationen durch einen Markennamen oder ein bekanntes Produkt hervorgerufen.

Sonny Ornosony war Verkäufer in einem amerikanischen Geschäft für Unterhaltungselektronik. Zu seinem Leidwesen blieb ihm der Erfolg seiner Mitverkäufer versagt. Bei allen Kunden, die er bediente, kam nach einiger Zeit der Wunsch auf, sich ein Gerät der Marke Sony anzusehen. Obwohl Sonny Ornosony das Verkaufsgespräch in etlichen Seminaren trainiert hatte und außerordentlich gut beherrschte, blieben die Kunden unsicher. Sie überlegten, ob sie sich ein Gerät von Sony kaufen sollten oder nicht. Unentschlossen und nachdenklich verließen sie das Geschäft. Sonny Ornosony suchte schließlich einen Verkaufsberater der Firma Radiant Research auf. Dieser empfahl Sonny den Nachnamen auf seinem Namensschild in Zukunft wegzulassen. Außerdem riet er dem verblüfften Verkäufer auf den Fernsehern im Geschäft stets eine Folge der Serie Miami Vice im Hintergrund laufen zu lassen, um das Vertrauen in den Namen Sonny zu stärken. Sonny befolgte den Rat des Spezialisten und führt heute wieder ein glückliches und zufriedenes Leben.

Ein ähnliches Problem wie Sonny Ornosony hatte der Verkäufer Sam Sonite. Auch sein Name brachte bei vielen Kunden schnell den Wunsch nach einer bestimmten Marke mit sich. Seine Kunden fühlten sich aber durch den Namen stark beeinflußt und reagierten deshalb mit Unbehagen. Sam Sonite fand selbst eine Lösung für sein Problem. Er ließ den Abstand zwischen Vor– und Nachnamen auf seinem Namensschild weg und beschränkte sich auf den Verkauf von Koffern einer ausgewählten Marke. Seine Kunden erkannten nun das Namensschild nicht mehr als solches und fühlten sich besonders kompetent beraten.

Nicht immer können Namensprobleme so schnell und einfach gelöst werden wie in den obigen Beispielen. Schon die einfache Regel, sich keinen Beruf auszusuchen, in dem es Probleme mit dem Namen geben könnte wird von den Betroffenen normalerweise nicht akzeptiert. Das ist verständlich, werden die beruflichen Interessen doch nur gering vom Namen beeinflußt. Leider werden Menschen in solchen Fällen immer wieder das Opfer unfreiwilliger Komik oder Repressalien.

Kai Ser bewarb sich bei mehreren Versicherungen als Vertreter. Obwohl sein Name an sich keineswegs negativ zu beurteilen ist, erkannten die Personalchefs, daß der Name Kai Ser leicht Anlaß zu Witzen und Verspottungen geben könnte. Er wurde von keiner Versicherung eingestellt. Kai Ser glaubte, ohne seinen Traumberuf nicht leben zu können und versuchte, sich das Leben zu nehmen. Glücklicherweise konnte er noch rechtzeitig gerettet werden und so einem Psychologen von seinem Schicksal erzählen. Der Zufall wollte es, daß dieser Psychologe ein Kenner der Namenstheorie war. Er wußte, daß die Namensänderung das beste Mittel für Kai Ser darstellte. Leider werden Namensänderungen in solchen Fällen nicht bewilligt, aber der Psychologe wußte einen Ausweg. Es gelang ihm, eine Versicherung zu finden, in der Kai Ser unter einem Pseudonym arbeiten konnte.

Besonders geschädigt werden Menschen, deren Namen an sexuelle oder anale Bedürfnisse erinnern. Diese Personen haben jedoch insofern Glück, als daß eine Namensänderung hier im allgemeinen aktzeptiert wird. Erstaunlicherweise nehmen nur wenige der Opfer diese Möglichkeit war, sei es aus Unwissenheit, falschem Stolz oder gar Masochismus. Manchmal meiden diese Personen die Namensänderung sogar aus Angst davor, daß sie dann direkt mit ihrem schlechten Namen konfrontiert werden. Diese Menschen haben ihr ganzen Leben lang versucht, die schlechten Auswirkungen ihres Namens zu verdrängen und häufig andere Ursachen für ihren gesellschaftlichen Mißerfolg gesucht. Viele glauben von sich selbst, sie wären unfähig und entwickeln ausgeprägte Minderwertigkeitskomplexe. Andere projezieren ihre erlittenen Repressalien auf ihre Mitmenschen und werden sowohl in ihrer Familie als auch im Bekanntenkreis sozial unverträglich. In diesem Zusammenhang ist es besonders tragisch festzustellen, daß diese Menschen, in solchen Fällen eigentlich immer Männer, bei ihrer Familienbildung auf die Möglichkeit der progressiven Heirat verzichten. Leider gehen viele Frauen aus falscher Liebe zu ihrem Mann oder auch aus schlichter Unterwürfigkeit darauf ein, einen katastrophalen Namen anzunehmen.

Ein anderer Grund, weshalb Menschen ihren schlechten Namen behalten ist der Einfluß der Eltern. Solche Eltern haben ihren Namen gewöhnlich lange getragen und darunter gelitten. Als Folge davon haben sie einen geradezu perversen Stolz entwickelt und empfinden es als persönliche Beleidigung, wenn ihr Sohn oder ihre Tochter einen anderen Namen annehmen möchte. Ein solches elterliches Verhalten ist schlichtweg als unverantwortlich abzulehnen.

Noch seltsamer ist das Verhalten mancher sogenannter Freunde einzustufen. Diese Freunde stehen dem Vorhaben einer Namensänderung immer ablehnend gegenüber. Sie versichern, daß der alte Name keineswegs schädlich sei und Sie doch immer gut mit ihm ausgekommen seien. Schenken Sie solchen Beteuerungen keinen Glauben. Freunde von dieser Art machen häufig hinter Ihrem Rücken bösartige Witze über Sie und fürchten zu Recht, ein neuer Name würde Sie ihnen überlegen machen.

Alfred Schaiserl entschied sich im Alter von 25 Jahren bei seiner Heirat den Nachnamen seiner Verlobten Annette Grünental anzunehmen. Seine Eltern waren entsetzt. „Der Name Schaiserl hat eine lange und großartige Tradition. Ich war immer stolz auf ihn, und du willst ihn wegwerfen“, herrschte sein Vater. „Du beschämst die ganze Familie!“ Seine Mutter war verzweifelt: „Junge, willst du dir das nicht noch einmal überlegen? Ich weiß gar nicht, was du gegen deinen Namen hast. Ich trage ihn doch auch.“

Auch Alfred Schaiserls Versuche, seine Eltern mit Hilfe einer früheren Ausgabe dieses Buches zum Umdenken zu bewegen, blieben erfolglos. „Du solltes lieber deine Zeit mit etwas Sinnvollem verbringen, anstatt solchen Mist zu lesen!“ schrie sein Vater. Auch seine Freunde zeigten wenig Verständnis: „Schaiserle, das kannst du doch nicht machen. Zeige ihr, daß du der Herr bist!“

Alfred Schaiserl ließ sich nicht beirren. Obwohl er einen dauerhaften Zwist mit seiner Familie befürchten mußte, nahm er den Nachnamen Grünental an. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Beruflicher Aufstieg und größere gesellschaftliche Anerkennung waren unmittelbare Folgen seiner Namensänderung. Außerdem fühlte er sich durch den neuen Namen sicherer und selbstbewußter. Er wurde geschickter im Umgang mit anderen Menschen und gewann eine Menge neuer Freunde. „Es ist ein phantastisches Gefühl. Ich fühle mich wie neugeboren“, schrieb er mir in einem Dankesbrief. Ich gebe seinen Dank mit Freude an alle ehrlichen Verfechter der Namenstheorie weiter.

Deshalb hier meine ausdrückliche Empfehlung: Eine sinnvolle Namensänderung ist nichts Ehrenrühriges. Sie zeugt von Verstand und Lebensweisheit. Wenn Sie Angst davor haben, Ihren Namen zu ändern, fassen Sie sich ein Herz. Ihre wahren Freunde werden Sie unterstützen und Ihre Zukunft wird Sie reich belohnen.

Es kommt oft vor, daß Menschen bestimmte individuelle Namensvorlieben entwickeln. Diese Personen assoziieren einen Namen nicht mit den allgemein gültigen sozialen Vorstellungen, sondern sie haben aufgrund persönlicher Erlebnisse ihre eigenen von der Norm abweichenden Assoziationen entwickelt. Besonders häufig kommen solche Assoziationen im Liebesleben zum Tragen, wo sie als Folge besonders intensiver Gefühle entstehen.

Das folgende Fragment wurde mir von einem Mathematiker anvertraut. Der etwas weltfremde junge Mann hatte sich unsterblich in eine Friseuse namens Sabine verliebt. Um ihr Herz zu gewinnen, schrieb er für sie eine ganz besondere Liebesgeschichte:

Neulich in der Stadt, da war ein Basar. Ich ging bis an einen Stand und probierte ein absonderliches Getränk. Es war ungeniesbar.

Sie Bandit!“ rief ich. „Da kann ich mir ja gleich Basen in den Mund schüttten!“

Schlagkräftig wollte ich seine Nase biegen, eins aber hielt mich ab, der Moment, in dem ich diese wunderhübsche Bien’ sah. Ihr wißt, nie basiert mein Verhalten auf Gefühlen, sie aber war ein As, ein besonderes Mädchen. Sie bat einen Händler um etwas Anis, bevor ich ihre tollen Bein’ sah. Sie bannte mich vollkommen. Ich kam in ihre Nähe, bis Angst mich erfaßte.

„Ich spreche sie an, bevor sie weggeht“, dachte ich, doch mein Herz klopfte bis an meinen Hals. Ich sagte:

„Darf ich dir ein Eis anbieten? Ich möchte mit dir auf der Eisban laufen, mit dem Porsche bis nach Meppen fahren oder auch nach Asien bummeln.“

„Du hast wohl nicht alle Lampen beisammen?äntwortete sie. „Was du erzählst ist ein absoluter Quatsch.“

„Bitte weis’ mich nicht ab, einsam bin ich ohne dich“, stammelte ich. Doch was sollte ich machen. Sie bahnte sich ihren Weg davon.

Ich werde sie suchen, von der Ostsee bis nach Harlem, per Taxi und per pedes, bis an ein Lebensende.

Die jeweils fettgedruckten Buchstaben ergeben, in der richtigen Reihenfolge sortiert, wieder den Namen Sabine. Obwohl der außergewöhnliche Mathematiker mit dieser Geschichte bewiesen hat, daß Permutationen auch eine praktische Anwendung haben, brachte sie nicht den gewünschten Erfolg. Seine Angebetete, die anscheinend nicht mit der mathematischen Theorie vertraut war, hielt ihn für einen komischen Kauz und fing an, ihn zu meiden.

Zu seinem Glück hat dieser Mann aus seinen Fehlern gelernt. Heutzutage verschenkt er lieber Blumen. Trotzdem hat er eine besondere Vorliebe für den Namen Sabine beibehalten. Bis heute fühlt er sich zu Frauen namens Sabine besonders hingezogen und ißt besonders gerne Honig der Marke Goldbiene.

Machen Sie doch wieder einmal ein Experiment. Sie haben sicher Freunde, die an ähnlichen Namensschwächen leiden, wie unser bedauerlicher Mathematiker. Wenn Sie die besonderen Namen nicht kennen, ist oft ein einfacher Gedächtnistest hilfreich, den Sie sowohl bei Ihren Freunden als auch bei sich selbst (mit fremder Hilfe) anwenden können. Lesen Sie einem Ihrer Freunde eine Liste mit Namen vor und bitten Sie ihn, sich so viele Namen wie nur möglich zu merken und anschließend aufzuzählen. Die gesuchten Namen finden sich garantiert unter den aufgezählten, vorausgesetzt, Sie haben die Namen auf der Liste klug gewählt. Eine einfache Alternative für Sie ist es, die erstbesten Namen zu nennen, die ihnen einfallen. Freunde werden diese Technik aber schnell durchschauen. Auch Selbstbetrug ist leicht möglich.

Testen Sie die Reaktion Ihrer Freunde auf solche Namen. Hieß die erste große Liebe Maren? Erwähnen Sie ab und zu eine neue Bekannte namens Maren. Gab es eine unglückliche Liebe zu einer Yolanda? Fingieren Sie einen Telefonanruf, bei dem Sie in Anwesenheit Ihres Freundes von einer Yolanda angerufen werden. Beobachten Sie Ihren Freund genau. Bekommt er große Augen? Reagiert er besonders neugierig? Beginnt er, nervös mit irgendwelchen Gegenständen zu spielen? Namensmarotten sind auf diese Weise schnell aufgedeckt. Haben Sie keine Hemmungen mit Ihrem Freund darüber zu reden. Es ist wichtig, daß jeder Mensch sich seiner Schwächen bewußt ist. Nur so kann er sie verarbeiten und sich notfalls dagegen wehren.

Die oben beschriebenen Techniken werden häufig von Personen angewendet, die die Treue ihres Lebenspartners überprüfen wollen. Gefährlich sind auch gewissenlose Verführer, die mit Hilfe der Namensvorlieben ihrer Opfer schnell zum Ziel kommen.

Tim Buktu hatte nach einer Urlaubsbekanntschaft ein Faible für den Namen Mona entwickelt. Eines Tages klingelte das Telefon. Es meldete sich eine sympathische Stimme namens Mona Koh. Die anscheinend junge Frau hatte sich verwählt und entschuldigte sich höflich. Tims Interesse war durch den Namen Mona geweckt. Er gelang ihm, die freundliche Frau in ein Gespräch zu verwickeln. Er erfuhr, daß sie sich vor kurzem mit ihrem Freund zerstritten hatte und eigentlich ihre Freundin sprechen wollte, um mit ihr abends auszugehen. Tim nutzte die Situation und schlug ein Blind Date vor. Das hätte den Vorteil, daß sie sich weitere Telefongebühren ersparen würde. Die nette Frau willigte ein.

Am Abend erschien Tim voller Hoffnung am vereinbarten Treffpunkt, doch er wartete vergeblich, zwei volle Stunden lang. Er hatte nämlich vergessen, die junge Frau nach ihrer Adresse oder Telefonnummer zu fragen und wußte, daß diese Chance seine einzige war. Schließlich gab er auf und machte sich schweren Gemüts auf den Weg nach Hause. In seiner Wohnung erwartete ihn eine böse Überraschung. Sämtliche Wertsachen waren verschwunden. Ohne es zu ahnen, war Tim einer raffinierten Trickbetrügerin aufgesessen, die ihn nur aus der Wohnung locken wollte, um ihn zu bestehlen.

Fiete Ralala konnte dem Namen Bettina nicht widerstehen. Eines Tages fand er in seinem Postkasten einen seltsamen Brief. Die Adresse war verwaschen und vollkommen unleserlich. Vom Absender war nur ein Bettina Becker zu erkennen. Fiete kannte keine Bettina Becker. Anscheinend hatte die Post den Brief falsch zugestellt. Um sich Gewißheit zu verschaffen, öffnete Fiete den Umschlag. Drinnen befand sich ein Schreiben mit dem Bild einer äußerst attraktiven jungen Frau, die offenbar auf eine Bekanntschaftsanzeige geantwortet hatte. Fiete nutzte die Situation sofort aus. Er rief bei der hübschen Frau an und konnte sie schnell zu einem gemeinsamen Essen überreden, denn es lag klar auf der Hand, daß es sich bei der falschen Postzustellung um einen Wink des Schicksals handeln mußte.

Der Abend wurde ein voller Erfolg. Fiete verbrachte mit der jungen Schönen eine berauschende Nacht. Eine neue Liebe war geboren. Was Fiete nicht wußte, war, daß er es mit einer äußerst gerissenen Verführerin zu tun hatte, die ihn schließlich mit gebrochenem Herzen zurückließ.

Das Heimtückische an den oben beschriebenen Methoden ist, daß sie dem Opfer im gewissen Maße die aktive Rolle überlassen. Das Opfer kann in keinem Moment Verdacht schöpfen, weil es sich immer in dem Glauben wähnt, die Situation zu kontrollieren. Deshalb seien Sie wachsam. Machen Sie sich ihre Namensschwächen bewußt. Begegnen Sie Situationen, in denen Sie mit Ihren Namensvorlieben konfrontiert werden, immer mit einem gesunden Mißtrauen. Wenn Ihnen manche Namen besonders zu schaffen machen, scheuen Sie sich nicht, einen Namensberater aufzusuchen, der die Ursachen Ihrer Probleme aufdecken und beseitigen kann. Das gilt auch für den Fall, in dem Sie starke Abneigungnen gegen bestimmte Namen besitzen. Viele Menschen haben diese Schwierigkeiten. Oft als Folge der ähnlicher Umstände, die Namensvorlieben hervorrufen, entwickeln sie eine Ich–kann–diesen–Namen–nicht–mehr–hören–Haltung. Auch hier sind Probleme vorprogrammiert. Unzählige Beziehungen sind daran gescheitert, daß einer der Partner eine unbewußte Abneigung gegen den Namen des anderen besaß. Unkalkulierbare Risiken lauern, wenn Vorgesetzte oder Personalchefs individuelle Abneigungen gegen ausgewählte Namen haben. Diesen Situationen ist das Opfer meistens hilflos ausgesetzt.

Pit Stop wurde nach einer glücklosen Beziehung voller Streitereien von seiner Freundin Nicole verlassen. Als begeisterter Amateurrennfahrer fand er schnell eine neue Flamme. Nachdem es bei ihm bereits gefunkt hatte, erfuhr Pit, daß sie zufällig ebenfalls Nicole hieß. Pits Mißtrauen war geweckt. Ständig versuchte er, Nicoles schlechte Eigenschaften an seiner neuen Freundin zu entdecken. Wer suchet, der findet. Schon nach kurzer Zeit begann Pit, an Nicole herumzumäkeln. „Immer machst du anderen Männnern schöne Augen“, „Du willst immer nur dein eigenes Vergnügen, nie nimmst du Rücksicht auf mich“, „Du weist gar nicht, was du an mir hast“, waren einige seiner Standardvorwürfe. Nicole hielt das nicht lange aus. Ebenso wie ihre Vorgängerin verließ sie Pit.

Heike Körber machte sich große Hoffnungen auf den Posten der Chefsekretärin. Sie war fleißig, loyal, flexibel und kannte sogar die Lieblingskaffeesorte ihres Vorgesetzten. In der Firma gab es für sie keine direkte Konkurrenz und ihr Aufstieg schien sicher. Als die alte Chefsekretärin ihren Posten aufgab, um ein eigenen Geschäft zu eröffnen, gab es für Heike eine böse Überraschung. Sie wurde bei der Auswahl der neuen Sekretärin noch nicht einmal in die engere Wahl gezogen. Ihr Chef gab eine Annonce in der Zeitung auf und wählte schließlich ein Frau, die eindeutig schlechter qualifiziert war. Ihre neue Vorgesetzte hieß Wirrmann.

Heike, die schon etwas über die Namenstheorie gelesen hatte, verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte diese Frau den Posten bekommen, und dann noch mit dem Namen? Eines Tages vertraute sich Heike in ihre Mittagspause einer Freundin an. Ihre Kollegin lachte. Sie klärte Heike darüber auf, daß der Chef eine ausgesprochen starke Abneigung gegen seine Schwiegermutter hegte, die wie sie Körber hieß. Heike wurde alles klar. Leider sah sie keinen Ausweg aus dieser Situation und fand sich damit ab, weiter als gewöhnliche Sekretärin zu arbeiten.

Was können Sie tun, damit Ihnen solche Schicksalsschläge erspart bleiben? Bedauerlicherweise sehr wenig. Individuelle Namensassoziationen sind für Außenstehende nur schwer einsehbar. Ein allzu genaues Auskundschaften der persönlichen Verhältnisse Ihrer Mitmenschen könnte Ihnen schnell übelgenommen werden. Manchmal hilft es, wenn Sie am Arbeitsplatz und im Privatleben das Gesprächsthema Namenstheorie aufkommen lassen. Spezielle Vorlieben und Abneigungen kommen oft in scherzhafter Form ans Tageslicht. Hören Sie genau hin. Unter aufgeschlossenen Kollegen führen Gespräche über Namen auch zum Abbau von Vorurteilen. Seien Sie aber vorsichtig. Es gibt fast überall intolerante und halsstarrige Personen, die darauf drängen ihre eigenen Komplexe an Schwächeren abzureagieren. Leicht können Kollegen oder gar Sie selbst ins Abseits gedrängt und das Opfer von furchtbarem Spott werden. Dieses sogenannte Mobbing entsteht häufig durch den Namen. Das besondere Kennzeichen der Opfer ist, daß sie anfangs ihre Arbeit tadellos verrichten. Später, wenn sie bereits unter dem Druck des Mobbing zu leiden haben, werden sie unsicher und machen Fehler. Die Fehler häufen sich, und sie sondern sich von der übrigen Gruppe ab. Ein Grund für die Mobbinghyänen, ihr grausames Spiel zu verstärken. Ein Teufelskreis. Mobbingopfer geraten normalerweise schuldlos (auch wenn das von den Tätern nicht erkannt oder eingesehen wird) in ihre Situation. Viele werden depressiv, manche begehen Selbstmord. Für ein Mobbingopfer ist der Wechsel des Arbeitsplatzes oft der einzige Ausweg. Hier besteht immer die Gefahr, daß sie in ihrem Zeugnis zu schlecht beurteilt werden. Außerdem haben sich Mobbingopfer beim Antritt an ihren neuen Arbeitsplatz im allgemeinen von ihrer seelischen Belastung noch nicht erholt und wirken daher auf ihre Kollegen etwas merkwürdig. Leicht entsteht neues Mobbing.

Ein Ausweg aus dem Mobbing ist für das Opfer nur selten möglich. Hier sind insbesondere der Chef und die Kollegen gefragt. Wenn Sie erkennen, daß in Ihrem Arbeitskreis ein Kollege dem Mobbing ausgesetzt ist, beteiligen sie sich nicht an diesem furchtbaren Vorgehen. Sagen Sie offen und mutig den Kollegen Ihre Meinung. Sie können sicher sein, daß es Mitarbeiter gibt, die Ihre Meinung teilen und sich auf Ihre Seite stellen. Ihr allgemeines Ansehen wird steigen und die Mobbinggeier werden sich schnell still in Ihre Ecken verkriechen.

Karsten Kasten fand nach längerer Arbeitslosigkeit endlich eine neue Stellung, doch seine Freude war nur von kurzer Dauer. Noch bevor er am neuen Arbeitsplatz erschien, hatte ihm irgend jemand den Spitznamen Blasius Ölig verliehen. Der Name hatte eine vernichtende Wirkung. „Guck mal, da kommt Blasius“, „Blasius ist da“, „Blasius Ölig, der hat uns gerade noch gefehlt“, frozelten die neuen Kollegen. Karsten sah sich allerhand Repressalien ausgesetzt. Seine Mitarbeiter mieden den persönlichen Kontakt, wo immer sie konnten, ließen aber keine Möglichkeit für eine spöttische Bemerkung aus. Erst ein besonders mutiger und aufrichtiger Kollege konnte diesen Zustand beenden. Er erklärte offen, er werde Karsten immer beim richtigen Namen nennen, und daß er es nicht gut fände, daß ständig Witze über ihn gemacht würden. Andere schlossen sich seiner Meinung an. Von da an wurde Karsten höflich und respektvoll behandelt. Nach kurzer Zeit wurde er voll in die Arbeitsgemeinschaft integriert.

Besonders mobbinggefährdet sind Personen aus den neuen Bundesländern. Wo immer in der alten Bundesrepublik das Thema Namen angesprochen wird, sind Sprüche wie „Die heißen doch alle Mandy, Enrico, Mirko, Doreen und so. Und sie sind vollkommen beknackt.“ an der Tagesordnung. Solche Möchtegernwisser haben natürlich nicht die geringste Ahnung von der Namenstheorie. Ihnen fehlt selbst die einfache Erkenntnis, daß in verschiedenen Gebieten auch andere Namen besonders häufig sind. Wünschen wir ihnen, daß sie eines Tages in eine soziale Umgebung geraten, in der sie von ihrem eigenen Namen zum Exoten gestempelt werden, immerhin der größte Teil dieser Welt.

Als Chef stehen Sie in einer besonders schwierigen Position. Versuchen Sie herauszufinden, ob das Mobbing durch einen Rädelsführer ausgelöst wird. Wenn ja, stellen Sie ihn zur Rede und drohen Sie ihm wegen seinen Verhaltens mit der Kündigung. Ist Ihnen kein Rädelsführer aufgefallen, kann es helfen, Ihren Untergebenen zu zeigen, daß sich das Mobbingopfer Ihrer Hochachtung erfreut. In vielen Fällen wird das Opfer daraufhin freundlich behandelt, weil die Kollegen hoffen, bestimmte Privilegien zu gewinnen. Es kann jedoch auch das genaue Gegenteil eintreten. Der Mobbingdruck wird verstärkt, weil das Opfer sich anscheinend lieb Kind gemacht hat.

Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß es Chefs gibt, denen das Mobbing in ihrer Abteilung gerade recht kommt. Bietet es den Untergebenen doch die ideale Möglichkeit ihre Frustration und Unzufriedenheit über andere Mißstände am Opfer abzureagieren. Ich gehe davon aus, daß Sie als Leser dieses Buches nicht zu diesen Unfähigen gehören und wenn doch, daß sie sich schnellstens ändern werden.

In manchen Fällen führen Namensabneigungen auch zu ernsthaften psychologischen Schäden. Solche Störungen entstehen gewöhnlich im Kindesalter und sind nur schwer zu entdecken. Ein Kind kann praktisch überall ein starkes Unbehagen gegen gewisse Namen entwickeln, sei es in der Familie, im Freundeskreis oder beim Fernsehen. Selbst gut ausgebildete Namensberater stehen diesem Phänomen oft hilflos gegenüber, weil niemand ehrlich zugibt, daß es im gesellschaftlichen Umkreis ziemliche miese Personen gibt, die bei einem Kind als Auslöser wirken könnten. Die Wurzel des Übels ist nur schwer zu fassen, wenn sie im Dunkeln verborgen bleibt.

Desmont Perado, von allen immer nur Des genannt, war ein liebenswürdiges und braves Kind. Eines Tages sah er im Fernsehen einen Western und entdeckte, daß die Bösewichter Desperados genannt wurden. In Desmont entstand ein starker Konflikt. Er entwickelte eine heftige Abneigung gegen seinen Namen und beschloß, nicht mehr zu reagieren, wenn ihn jemand beim Namen nannte. Folglich wurde er ungehorsam. Seine Eltern versuchten, ihm die Ungehorsamkeit durch häufige Bestrafung auszutreiben. Desmont fühlte sich ungerecht behandelt und rächte sich durch kleine Boshaftigkeiten. Mal verknotete er der Freundin seines Vaters die Nylonstrümpfe, mal versteckte er seine Kondome.

Durch einen seltenen Zufall waren die Nachbarn der Perados mit einem Namensberater berfreundet, der sofort den richtigen Verdacht schöpfte. Die Behandlung Desmonts gestaltete sich einfach. Der Namensspezialist zeigte Desmont einen Film, in dem der Desperado zu Unrecht verfolgt wurde und am Ende über den niederträchtigen Sheriff triumphierte.

Desmont überwand seinen Konflikt und wurde später zu einem tüchtigen Geschäftsmann. Er bewies dem Namensberater seine tiefe Dankbarkeit, indem er ihm ein lebenslanges kostenfreies Besuchsrecht in seinen speziellen Clubhäusern einräumte.

Wenden wir uns nun der vielleicht seltsamsten Erscheinungsform der Assoziativität zu. Es gibt immer wieder Situationen, in denen eine eindeutige Assoziativitätsbeziehung herrscht, obwohl keine logischen Zusammenhänge zu erkennen sind. Der Name verläßt anscheinend die Gesetze der Kausalität und übt einen unerklärlichen Einfluß auf das Leben der Betroffenen aus.

Besucher eines deutschen Verwaltungsgebäudes konnten vor geraumer Zeit an vielen Türen einen Zettel mit der folgenden Aufschrift entdecken:

Ich vermisse ein Päckchen. Das Päckchen ist vor zwei Wochen definitiv an der Poststelle angekommen, hat mich aber nie erreicht. Hinweise bitte an XXXXXXX.
gez. Jörg Irrweg

Begebenheiten wie die obige müssen auch in diesem Buch unerklärt bleiben. Sie erhärten jedoch die Meinung vieler Namensforscher, daß der Name eine viel größere Wirkung besitzt, als es die Theorie zu zeigen vermag. Manche Vordenker vermuten den Einfluß morphogenetischer Felder. 3

Die Namologen zählen solche Ereignisse immer wieder gerne auf, um ihre Lehre zu rechtfertigen. Namologen behaupten, man könne das Schicksal eines Menschen aus seinem Namen vorhersagen. Mit unbeschreibbarer Dreistigkeit erstellen sie Horoskope und führen sogar Namensberatungen durch. Es gelingt ihnen immer wieder, mit inhaltslosen Aussagen unwissenden Opfern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Namologen besitzen im allgemeinen einen klangvollen Namen, ein schönes Haus und mehrere Luxuslimousinen, wodurch sie häufig mit seriösen Namensberatern verwechselt werden.

Es muß immer wieder betont werden, daß die Namologie keinerlei solide Grundlage besitzt, aber oft die Ergebnisse der Namensforschung als Alibi vorschiebt. Namensforscher hingegen wissen, daß ihre Theorie, wie alle wissenschaftlichen Modelle, Fehler enthalten kann und erheben keinen Anspruch auf universelle Gültigkeit. In diesem Zusammenhang erscheint es seltsam, daß die Namensforschung noch keinen eigenen Namen besitzt, sondern ungerechtfertigt im Schatten der Soziologie steht. Zur Zeit ist die Bezeichnung Namonomie im Gespräch, und es wird voraussichtlich schon bald Studiengänge zum staatlich geprüften Diplom–Namonom geben.

Wer eine weiße Weste hat,
braucht sie nicht zu waschen.
M. Henkel