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Einführung in die Redeflußanalyse

Die Redeflußanalyse wird vielen Lesern noch unbekannt sein. Deshalb geben wir an dieser Stelle einen kurzen Überblick über die geschichtliche Entwicklung und die wichtigsten Meßgrößen.

Die klassische Informationstheorie beschäftigt sich im starken Maße mit der mathematisch exakten Analyse und der Übertragung von Informationseinheiten. In Verbindung mit den hochkomplexen Methoden der grammatikalischen Analyse wurde versucht, dieses stark theoretisch geprägte Vorgehen auch zur Konstruktion von künstlichen Kommunikatoren einzusetzen. Die Ergebnisse waren entmutigend. Die erbauten Kommunikatoren waren träge und für den praktischen Einsatz viel zu teuer.

Daß der rein informationstheoretische Ansatz im Hinblick auf die zwischenmenschliche Kommunikation illusorisch ist, wurde klar, als der Computerwissenschaftler Joseph Weizenbaum in den 60er Jahren sein legendäres Programm Eliza entwarf [1]. Eliza war eine Art maschineller Psychiater. Es untersuchte menschliche Aussagen auf das Vorkommen von bestimmten Textpassagen und entwarf daraufhin eine Antwort. So erwiderte Eliza auf den Satz Ich kann nicht schlafen mit Warum kannst du nicht schlafen? Sätze, die Eliza nicht analysieren konnte, beantwortete das Programm mit Bitte erkläre das genauer oder ähnlich. Obwohl die effektiv an den Benutzer abgegebene Informationsmenge gleich Null war, erklärten viele Versuchspersonen, das Programm würde sie verstehen. Offenbar ist für eine erfolgreiche zwischenmenschliche Kommunikation der bidirektionale Datentransfer nicht unbedingt notwendig. Dieses Phänomen kann auch bei Leuten beobachtet werden, die mit ihren Haustieren sprechen.

Obwohl also schon lange bekannt war, daß bei einer erfolgreichen zwischenmenschlichen Kommunikation die Anzahl der tatsächlich übertragenen Informationseinheiten weit unter der Übertragungskapazität des Redeflusses liegen kann, wurden die Grundlagen der Redeflußanalyse erst 1972 von Professor Strømbøem vom schwedischen Institut Mimikri geschaffen. In diesem Jahr verstarb überraschend seine Mutter. Als Professor Strømbøem über ihr Leben nachdachte, fiel ihm auf, daß zur Beantwortung ihrer telefonischen Anrufe die Wortgebilde Es geht mir gut und Ja, Ja völlig ausreichten. Professor Strømbøem war tief bewegt und entwarf daraufhin die fundamentale Theorie der Redeflußanalyse, die er jedoch nie experimentell verifizierte.

Der praktische Einsatz wurde erst Ende der 70er Jahre von der Agentur Radiant Research im Rahmen ihrer virtuellen Kommunikationsdienste untersucht. Nach Professor Strømbøem besteht ein Großteil des menschlichen Redeflusses aus fertigen Textbausteinen, die mit Hilfe von wenigen situationsbezogenen Informationen mehr oder weniger zufällig aneinandergereiht werden. Radiant Research entwarf daraufhin ihren ersten künstlichen Kommunikator, den inzwischen legendären Floskelmat. Der Floskelmat reagierte auf die Eingabe von situationscharakterisierenden Stichworten mit der Ausgabe von verwendbaren Textbausteinen. Nehmen wir als Beispiel die Eingabe der Stichworte Zug, Vorweihnachtszeit, 7.30Uhr. Der Floskelmat antwortete mit Der Zug ist heute wieder spät, Es ist ganz schön kalt geworden, Es ist noch immer dunkel draußen, Letztes Jahr hatten wir anderes Wetter, Ich bin noch müde, Ich freue mich schon auf den Frühling, Bald ist Weihnachten, Schon auf dem Weihnachtsmarkt gewesen?, Ob zu Weihnachten wohl Schnee liegt?, Schon Weihnachtsgeschenke gekauft? Sie können sich leicht davon überzeugen, daß diese Textbausteine in der gegebenen Situation beliebig kombiniert werden können. Der Floskelmat stellte bereits damals eine unschätzbare Stütze für kommunikationsgehemmte Individuen dar.

Erst daraufhin wurden einige Forscher im akademischen Bereich wieder auf die Redeflußanalyse aufmerksam und widmeten sich diesem interessanten Gebiet. Die neuesten Entwicklungen sind die in diesem Artikel vorgestellte Warpkompression und der virtuelle Transwarpkommunikator.

Die wichtigsten Meßgrößen der Redeflußanalyse sind:

Bei den vorgestellen Meßgrößen fällt auf, daß sie bis auf die absolute Informationsmenge i0 im gewissen Maße situationsabhängig sind. Das macht die Meßergebnisse verschiedener Personen oft schwer vergleichbar, andererseits haben sich diese Größen zur Beschreibung der menschliche Kommunikation als sehr geeignet herausgestellt, so daß die Position der Redeflußanalyse in der Informationstheorie mit der Position der Fuzzy-Logik vergleichbar ist.

In neuerer Zeit hat sich die Reingoldmusteranalyse als mächtiges Werkzeug herauskristallisiert. Die von E. Taylor erstmals beschriebene Technik untersucht die Muster, die die Abstände zwischen einzelnen Worten und Sätzen ergeben. Taylor führt aus, daß sich der Zustand eines Kommunikators (Verstehen, nicht Verstehen, Errregung, Angst, u.s.w.) über Reingoldmuster beschreiben läßt, d. h. jeder Kommunikator emittiert seinem Zustand entsprechende charakteristische Reingoldmuster. Dieser Sachverhalt soll im folgenden an einem inzwischen klassischen Beispiel erläutert werden.

Betrachten wir den Satz Lilly was here. Abgesehen davon, daß manche Kommunikatoren die Abstände zwischen einzelnen Worten verschlucken, gibt es vier wesentliche Grundfälle: . . , - -, . - , - . , wobei die Strichlänge für die Abstände zwischen den Worten steht. Taylor fand heraus, daß die Betonung von Worten eng mit dem Reingoldmuster zusammenhängt. Bei einem betonten Wort vergrößert sich die Reingoldnummer zwischen dem betonten Wort und den anliegenden. Das Reingoldmuster von Lilly was here ist demnach - ., Das Muster von Lilly was here ist - - und das Muster von Lilly was here ist . -.

Bei nicht betonten Worten besitzt der Redefluß ein sehr regelmäßiges Reingoldmuster. Solche Muster werden beispielsweise von dem Sprechgesang Rap erzeugt. In der akustischen Analyse werden die Muster in Töne umgewandelt und mit verschiedenen Geschwindigkeiten abgespielt. Der akustische Vergleich offenbarte, daß lange Monologe fast immer rapartige Muster erzeugen, die bei hoher Abspielgeschwindigkeit in weißes Rauschen übergehen. Solche Rapmuster konnten bevorzugt bei Smalltalkern und etablierten Wissenschaftlern festgestellt werden. Emotionale Erregung oder Denkvorgänge hingegen erzeugen hochgradig strukturierte Reingoldmuster. Grundsätzlich läßt sich sagen, daß rapartige Muster gut mit niedrigen Goldzahlen korrellieren. Es liegt auf der Hand, daß die Reingoldmustererkennung beim Einsatz von künstlichen Kommunikatoren schneller und kostengünstiger ist als eine aufwendige phonologische Untersuchung mit Syntaxparsing.

Um sich von der Mächtigkeit der Reingoldmusteranalyse zu überzeugen, empfehlen wir einen einfachen Versuch, den jeder ohne viel Mühe durchführen kann. Stellen Sie doch einmal während eines Gesprächs eine unerwartete Frage, wie ,,Was findest du eigentlich schöner, Frère Jaques oder Row, row, row your boat?`` Achten Sie bitte genau auf das korrespondierende Reingoldmuster Ihres Gegenübers. Es wird unregelmäßiger und die Reingoldnummern werden größer. Ein ähnlicher Effekt läßt sich durch einen unangebrachten derben Scherz erreichen, wovon wir hier allerdings abraten.

Aufmerksame Leser werden bemerkt haben, daß die Aufzählung der vier Grundfälle im angeführten Beispiel Lilly was here gerade den Morsecode von IMAN ergibt. Das IMAN-Projekt war Mitte des Jahrhunderts ein Versuch der Regierung der Vereinigten Staaten, mit Außerirdischen Kontakt aufzunehmen. Mitarbeiter des SEXI-Projekts (Search for Extraterestrial Intelligence) vermuten, daß es sich bei dem von E. Taylor angeführten Beispiel um die Rückantwort handelt. Endgültige Klarheit konnte bisher nicht erzielt werden, weil E. T. nach der Veröffentlichung seines Artikels auf mysteriöse Weise verschwand. Derzeit versuchen die Mitarbeiter von SEXI herauszufinden, ob in dem Satz Lilly was here eine geheime Botschaft kodiert ist.

Erfolgreicher als die Bemühungen der SEXI-Mitarbeiter scheint die Anwendung der Reingoldmuster bei der nachrichtendienstlichen Übermittlung zu sein. So wurden Fälle bekannt, in denen geheime Botschaften über chiffrierte Reingoldmuster transmittiert wurden.

Eine für die Zukunft erfolgversprechende Anwendung der Reingoldmusteranalyse ist die automatische Übersetzung. Es wird angenommen, daß sich mit Hilfe der Reingoldmusteranalyse redundante Informationen in mehreren Sprachen mit dem gleichen Algorithmus eliminieren lassen. Das könnte zu einer erheblichen Verbesserung der derzeitig verwendeten maschinellen Verfahren führen.


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