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Warpkompression und Transwarpkommunikation

Die Erkenntnis, daß ein großer Teil der menschlichen Sprachinformationen redundant oder schlichtweg überflüssig ist, führte bei Radiant Research konsequenterweise zu der Entwicklung eines neuartigen Kompressionsverfahrens, der Warpkompression. Die Warpkompression macht es sich zunutze, daß ein Großteil des emittierten Redeflusses aus Textbausteinen aufgebaut ist. Diese Textbausteine werden vor der Informationsübertragung eliminiert und beim Empfang wieder hinzugefügt. Das Besondere an diesem Verfahren ist, daß die hinzugefügten Textbausteine nicht mit den ursprünglich emittierten übereinstimmen müssen, weil dies für eine erfolgreiche Kommuniktation nicht notwendig ist.

Die neueste Entwicklung ist der Transwarpkommunikator bei dem entweder ausschließlich Textbausteine übermittelt werden oder die Übertragung überhaupt nicht stattfindet. Im letzten Fall werden die Bausteine für den Empfänger zufällig generiert. Man spricht im ersten Fall von abstrakter, im zweiten von virtueller Kommunikation. In beiden Fällen findet kein oder nur geringer Informationstransfer statt. Auch im täglichen Leben ist ein großer Teil der Kommunikation abstrakt. Denken Sie nur an die morgentliche Begrüßung Ihrer Arbeitskollegen, das Reden über das Wetter oder das gemeinschaftliche Singen eines Liedes.

Im allgemeinen wird zwischen den folgenden Stufen der Warpkompression unterschieden: Die Warpstufen dürfen allerdings nicht mit den schon wohlbekannten Warpzahlen verwechselt werden. Wir machen darauf aufmerksam, daß ab Warp 1 die Informationsübertragung mit virtueller Überlichtgeschwindigkeit stattfindet.

  1. Warp 0: Es findet keine Kompression statt. Jeder übertragende Buchstabe entspricht einem Byte.
  2. Warp 1: Auf dieser Stufe werden ganze Wörter kodiert. Für eine erfolgreiche Kommunikation werden nur wenige tausend Wörter benötigt.
  3. Warp 2: Kodierung von Textbausteinen. Textbausteine werden aus dem Redefluß herausgefiltert und separat kodiert. Unsere Meßergebnisse lassen vermuten, daß damit eine Kompression um einen Faktor 10 bis 20 erreicht werden kann.
  4. Warp 3: Die Textbausteine werden nicht mehr kodiert. Nur noch die relevanten Informationen werden übertragen. Am Ort des Empfängers werden zufällig Textbausteine generiert und mit dem Redefluß vermischt.
  5. Transwarp 1: Ausschließliche Übermittlung von Textbausteinen. Die Goldzahl für den Informationstransfer ist gleich 0.
  6. Transwarp 2: Es wird nur noch die Information über das Bestehen der Verbindung übertragen. Der Empfänger erhält zufällig ausgewählte Textbausteine.
  7. Transwarp 3: Es besteht keine reale Verbindung mehr, das heißt, die Kommunikation ist rein virtuell. Wie schon bei Transwarp 2 erhält der Empfänger zufällig ausgewählte Textbausteine.

Beim Betrachten der einzelnen Warpstufen stellt sich die Frage, wie eine erfolgreiche Kommunikation definiert werden kann. Professor Strømbøem erdachte zu diesem Zweck den Talk-Test. Er definierte eine Kommunikation als erfolgreich, wenn die beteiligten Kommunikatoren nicht bemerken, ob ein Teil der übermittelten Informationen komprimiert wurde. Dabei zeigte sich, daß selbst bei Transwarp 3 viele Versuchspersonen die Kommunikation für erfolgreich hielten.

Dieses Ergebnis läßt erkennen, wie enorm groß das Potential für den Einsatz künstlicher Kommunikatoren ist. In den Vereinigten Staaten werden digitale Psychiater bereits in größeren Stückzahlen gefertigt, in Deutschland hat der Spielwarenhersteller MB mit seinem Traumtelefon den Schritt in die Massenproduktion gewagt.

Fortgeschrittenen Lesern wird es aufgefallen sein, daß es Hinweise darauf gibt, daß künstliche Kommunikatoren bereits heimlich in der Öffentlichkeit getestet werden. So war die vor einigen Jahren wiederholt gesendete Neujahrsansprache des Bundeskanzlers ein Musterbeispiel für abstrakte Kommunikation. Leider verweigerte die Entwicklungsabteilung von Radiant Research hierzu nähere Informationen. Wir empfehlen deshalb unseren Lesern bei Fernsehauftritten von Politikern und Moderatoren darauf zu achten, ob es sich eventuell um künstliche Kommunikatoren handelt, da diese Personen erfahrungsgemäß besonders leicht emuliert werden können.

Unsere Forschungsergebnisse werden direkt in die Entwicklung neuer Kommunikatortypen bei Radiant Research einfließen. Die Reingoldmusteranalyse hat gezeigt, daß es möglich ist, viele Kommunikatoren aufgrund ihrer charakteristischen Emissionen in eine bestimmte Gruppe einzuordnen. Das ermöglicht die Auswahl von speziell abgestimmten Textbausteinen. Damit werden künstliche Kommunikatoren auf einfache Art lernfähig, da sie nur noch die Reingoldmuster des beteiligten menschlichen Kommunikators analysieren müssen.

Doch auch für die Erzeugung der Textbausteine selbst bahnt sich ein neues Verfahren an. Bestanden die Textbausteine früher aus einzelnen Floskeln, so werden neuerdings auch Satzfragmente berücksichtigt, die sich zu größeren Einheiten kombinieren lassen, welche weiterhin kombinationsfähig bleiben. Diese Methode ist in Fachkreisen als fraktale Sprachgenerierung bekannt.

Wie wird der zukünftige Einsatz künstlicher Kommunikatoren aussehen? Das größte Anwendungsgebiet ist das Telefonnetz. Bereits heute können vielbeschäftigte Manager lästige Anrufe an Radiant Research weiterschalten lassen, doch schon in den nächsten Jahren ist der in das Telefon eingebaute künstliche Kommunikator zu erwarten. Anstatt seine Zeit mit Zuhören zu verschwenden, wird es möglich sein, daß Telefon auf Transwarp 1 umzuschalten und produktiveren oder entspannenderen Tätigkeiten nachzugehen. Dabei werden sich die Anrufer freuen, daß sich der Angerufene soviel Zeit für sie nimmt.

Die Nachfolgemodelle werden den selbsttätigen Anruf erlauben. Endlich wird man sich einen erholsamen Urlaub leisten können. Die nervenden Pflichtanrufe übernimmt der künstliche Kommunikator. Der derzeitige Stand der Forschung erlaubte uns einen mehrwöchigen Aufenthalt auf den Bahamas, der von nicht eingeweihten Bekannten und Verwandten völlig unbemerkt blieb.

Neben den telefonbezogenen Kommunikatoren besteht auch ein großer Bedarf an virtuellen Freunden. Es ist ohne Zweifel eine beträchtliche Erhöhung der Lebensqualität, wenn sich ein Mensch stets mit einem Freund unterhalten kann, der jederzeit bereit ist und immer Verständnis zeigt. So wurde beispielsweise das Programm Gute Laune bereits 2000 mal verkauft [2].

Doch nicht nur Singles profitieren vom Siegeszug der künstlichen Kommunikatoren. Etliche Paare lassen sich bereits durch das Programm Sexpert beraten, daß ihnen zu einem erfüllten Sexualleben verhilft [2].

Auch die Entwicklung von Kommunikatoren für Schreibarbeiten schreitet rapide voran und wir empfehlen unseren Lesern diverse Veröffentlichungen mit einer gesunden Portion Skepsis zu betrachten.


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